Fahrzeuge

Wie unsere älteste S-Bahn wieder fit wurde

Das Projekt „Weiterbetrieb 2023+“ der Baureihe 480 steht kurz vor dem Abschluss.

Viele Arbeiten der Revision sind nur im Werk in Schöneweide möglich, wie zum Beispiel die Untersuchung der Fahrzeuge im Prüfstand.
Viele Arbeiten der Revision sind nur im Werk in Schöneweide möglich, wie zum Beispiel die Untersuchung der Fahrzeuge im Prüfstand.

Fast 40 Jahre ist es her, dass in Berlin ein erster Prototyp der Baureihe 480 vorgestellt wurde. Wegen der Namensgleichheit mit dem Toaster BR 480 der Firma Siemens ließ ein Spitzname nicht lange auf sich warten: Als „Toaster“ schlossen die Berliner:innen die neue Baureihe schnell ins Herz.

Weil die Fahrzeuge der BR 480 die Flotte der S-Bahn in Berlin für ein paar weitere Jahre verstärken sollen, hat das Land Berlin als Auftraggeber gemeinsam mit der S-Bahn Berlin in den vergangenen Jahren in das Projekt „Weiterbetrieb 2023+“ investiert, welches nun kurz vor seinem Abschluss steht. Der Name des Projektes kommt daher, dass das eigentliche Dienstende der BR 480 ursprünglich für Dezember 2023 vorgesehen war.

Unsere Fahrzeuge müssen regelmäßig, an Zeit- sowie Kilometervorgaben gebunden, zur Revision. Bei so einer Revision handelt es sich um eine planmäßig wiederkehrende Untersuchung, bei der der betriebssichere Zustand bewertet und dokumentiert wird. Dabei werden unter anderem die Bremsen und das Fahrwerk sowie die Türen untersucht und bewertet.

Norman Reinhardt Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin
Letzte Arbeiten an Zügen der Baureihe 483/84, 481 und 480 im Werk Schöneweide.

Daran angeschlossen hat die S-Bahn Berlin für die BR 480 weitere Arbeiten.

Wenn ein Fahrzeug zur Revision kommt, muss es ohnehin in viele Komponenten zerlegt werden. Das haben wir genutzt, um weitere zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Fahrzeugtechnik durch Austausch gegen neue oder generalüberholte Teile und Komponenten umzusetzen. Eine grundlegende Ausbesserung im Fahrgastraum am Fußboden oder den Sitzen – ähnlich wie beim Projekt ,Langlebigkeit der Baureihe 481‘ – haben wir nicht umgesetzt, da die geplante Weiterbetriebsdauer im Vergleich zur BR 481 wesentlich kürzer ist. Deswegen haben wir den Außenlack auch nur ausgebessert und die Fahrzeuge nicht komplett neu lackiert.

Norman Reinhardt Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin
Blick in den Führerstand der BR 480
Blick in den Führerstand der BR 480

Ein weiterer wichtiger Schritt, der den „Toaster“ fit für den weiteren Einsatz macht: die Umrüstung auf das neue Zugbeeinflussungssystem (ZBS). Bislang verfügten die Fahrzeuge nur über das Zugsicherungssystem „Fahrsperre“ mit seinen Fahrsperrenhebeln und Streckenanschlägen. Das System wird jedoch seit Anfang der 2010er Jahre umgestellt und die Fahrsperre wird auf immer mehr Strecken durch das System ZBS abgelöst. Dieses wird einerseits entlang der Strecken verbaut und benötigt andererseits eine fahrzeugseitige Einrichtung.

Damit wir die BR 480 weiter nutzen können, musste zusätzlich zur Fahrsperre die ZBS eingebaut werden.

Norman Reinhardt Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin

Außerdem wurden die Türen an einem Teil der Fahrzeuge ausgetauscht, ausgewählte elektronische und auch pneumatische Geräte ersetzt. In Kürze wird dann noch eine Maßnahme für die Verbesserung der Zugabfertigung umgesetzt. Hochauflösende Bilder auf den Monitoren der Triebfahrzeugführer:innen sollen für mehr Sicherheit der Fahrgäste beim Ein- und Ausstieg sorgen. Für eine bessere Beleuchtung in den Fahrgasträumen werden außerdem die alten Leuchtstoffröhren durch LEDs ersetzt.

In dieses Projekt zum Weiterbetrieb ist viel Geld geflossen, was der Fahrgast nicht sieht – denn an der Optik hat sich kaum etwas verändert.

Norman Reinhardt Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin
Norman Reinhardt ist Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin. Er kennt die Herausforderungen, die beim Projekt „Weiterbetrieb 2023+“ zu meistern sind.
Norman Reinhardt ist Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin. Er kennt die Herausforderungen, die beim Projekt „Weiterbetrieb 2023+“ zu meistern sind.

Revisionen dauern im Idealfall sechs bis acht Wochen. Sie fallen in den Aufgabenbereich der schweren Instandhaltung und werden im Werk Schöneweide realisiert.

„Die Fahrzeuge werden in viele Einzelteile zerlegt – mehr, als es in den Werken der betriebsnahen Instandhaltung möglich wäre. Beispielsweise können auch nur in Schöneweide die ausgebauten elektronischen Geräte geprüft und instandgesetzt werden und auch Verkabelungen im größeren Umfang ausgetauscht werden, da die Fahrzeuge danach in den Prüfstand müssen“, weiß Norman Reinhardt. „Einzelne Arbeiten aus dem Projekt zum Weiterbetrieb der BR 480 wurden aber in andere Werke ausgelagert, zum Beispiel der Austausch der Heizlüfter und Türzylinder.“

In den Abteilen wurden die Schutzfolien an den Fenstern erneuert.
In den Abteilen wurden die Schutzfolien an den Fenstern erneuert.

Es sei natürlich eine Herausforderung, Komponenten bei einem so alten Fahrzeug zu tauschen, resümiert Norman Reinhardt.

Wir sind da immer wieder an unsere Grenzen gekommen, weil wir Bauteile nicht mehr oder erst mit Verzögerung
bekommen haben. Elektronische Schaltelemente zum Beispiel waren damals oft breiter, dafür aber flacher. Heute sind sie schmaler, dafür aber höher – und passen dann eben nicht mehr zu 100 Prozent in den vorhandenen Bauraum und an die Anschlüsse.

Norman Reinhardt Leiter Fahrzeugtechnik bei der S-Bahn Berlin

Die S-Bahn Berlin plant, die Fahrzeuge der BR 480 noch vier bis sieben Jahre weiterfahren zu lassen. Aktuell befinden sich noch zwei Fahrzeuge im Werk Schöneweide zu ihrer Revision, Mitte Februar soll auch das letzte von ihnen wieder im Fahrgastbetrieb sein. Insgesamt sind bei der S-Bahn Berlin noch 65 Viertelzüge der BR 480 im Einsatz – von ursprünglich einmal 85 – davon vier Prototypen.

Flexibel unterwegs

Durch die Positionierung eines Führerstandes an jedem Ende eines Viertelzugs (Fahrzeugeinheit aus zwei Wagen) zeichnet sich die Baureihe 480 durch einen besonders flexiblen Einsatz aus: Die Ausführung als Doppeltriebwagen ermöglicht auch den Einsatz als einzelnen Viertelzug in verkehrsschwachen Zeiten. Die neue Baureihe 483 greift diese Idee wieder auf.

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