Wenn ein Werk im Netz fehlt...
Das Werk Oranienburg ist derzeit vom S-Bahnnetz abgeschnitten. Wie die S-Bahn darauf reagiert.
Was passiert, wenn eines unserer S-Bahnwerke aufgrund von Bauarbeiten und Streckensperrungen nicht angefahren werden kann? Werden Reparaturen und Wartungsarbeiten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben? Ganz so einfach ist die Lösung nicht. Stattdessen ist eine detaillierte Planung erforderlich, damit alle Züge planmäßig instandgehalten werden.
Derzeit ist das Werk Oranienburg von Bauarbeiten im S-Bahnnetz betroffen. Dort und in Birkenwerder werden moderne Stellwerke in Betrieb genommen sowie Gleise erneuert, die Strecke muss für zwölf Wochen gesperrt werden.
Fünf Werke für ein Halleluja
Jetzt kommt uns der Verbund aus fünf im gesamten Netz verteilten Werken zugute: Bis zum Ende der Bauarbeiten werden die Züge in Wannsee und Grünau gewartet. Die Mitarbeitenden aus Oranienburg verstärken solange die Instandhaltungsteams der beiden Standorte. Diese Umverteilung ist mit etwa einem halben Jahr Vorlauf geplant worden.
Da die Linienführung der S25 und S26 nicht am Werk Wannsee vorbeiführt, ist es effektiver und bindet weniger Ressourcen, die Züge nach Grünau zu bringen. Die Züge der Linien S1, S2 und S7 kommen nach Wannsee.
Leiter der Werke Wannsee und Oranienburg
Trotz der Aufteilung auf zwei Werke ergebe sich eine zusätzliche Belastung für die Infrastruktur der Werkstätten. Die Vorplanung für das Ganze passiert in Schöneweide. Gerd Mothes, Steuerungsmeister im Werk Oranienburg, zeigt zur Veranschaulichung eine Excel-Tabelle.
In der Tabelle ist aufgeführt, welches Fahrzeug wann in welches Werk kommt. Der Vorlauf beträgt etwa zwei Tage. Ist ein Fahrzeug für ein Werk eingeplant, muss es an diesem Tag bis 24 Uhr vor Ort sein und darf nicht mehr auf der Strecke eingesetzt werden.
Steuerungsmeister im Werk Oranienburg
Arbeitslast soll gut verteilt werden
Die Fristen, an die alle Instandhaltungsarbeiten gebunden sind, sind entweder zeit- oder kilometerabhängig und müssen auch ohne das Zutun des Werks Oranienburg vollständig abgearbeitet werden.
„Natürlich versuchen wir momentan, die Fristen so weit wie möglich auszureizen, um die Arbeitslast so gut wie möglich zu verteilen“, sagt Felix Degenkolbe. Damit die Platzkapazitäten ausreichen, sei eine genaue Planung der einzelnen Arbeiten notwendig, sagt Felix Degenkolbe weiter. „Es ist wichtig, dass die Fahrzeuge nicht länger als unbedingt nötig in der Werkstatt stehen und die frei werdenden Arbeitsstände direkt mit einem Folgefahrzeug belegt werden können.“
Insgesamt seien von der Umverteilung 45 Fahrzeuge der Baureihe 481 betroffen, die ständig im Einsatz sind.
Herausforderung für die Mitarbeitenden
In Wannsee und Grünau ist dann Teamarbeit angesagt, egal, von welchem Standort man kommt. „Die Mitarbeitenden aus Oranienburg sind etwa jeweils zur Hälfte auf die Werke in Grünau und Wannsee verteilt“, sagt Felix Degenkolbe. „Die Herausforderung hierbei ist, dass für manche Arbeiten spezielle Qualifikationen notwendig sind – beispielsweise für die Funkinstandhaltung. Da nicht jeder Mitarbeitende alle Qualifikationen besitzt, muss das in den Werken kompensiert und von den Schichtleiterinnen und -leitern gut geplant werden. Aber da helfen wir uns gegenseitig.“
Natürlich sei das für die Mitarbeitenden ebenso eine Herausforderung. „Sie wechseln für ein Vierteljahr ihren Arbeitsplatz“, macht Felix Degenkolbe deutlich. „Grundsätzlich funktioniert aber jedes Werk gleich. Es gibt eine Einweisung in die neuen Örtlichkeiten, aber die Arbeiten, die an den Fahrzeugen der Baureihe 481 durchgeführt werden, sind dieselben.“
Unser Werkverbund
Um die S-Bahn-Züge regelmäßig warten und bei Bedarf reparieren zu können, braucht es Werke, die an strategischen Punkten im Netz verteilt sind.
Die schwere Instandhaltung wird im Werk Schöneweide realisiert, in dem unser Projekt Langlebigkeit angesiedelt ist. Die Aufgabengebiete dort sind unter anderem die Durchführung von Revisionen, die Fertigung und Aufarbeitung von circa 800 verschiedenen Komponenten, beispielsweise Radsätzen, Fahrmotoren, Drehgestellen und Elektronikbauteilen.
In den Werken in Friedrichsfelde, Wannsee, Grünau, Erkner und Oranienburg ist die betriebsnahe Instandhaltung angesiedelt. Die Hauptaufgaben der betriebsnahen Instandhaltung umfassen die Durchführung kleinerer und mittlerer Wartungsarbeiten wie die Radsatzbearbeitung, den Tausch von Fahrmotoren und Radsätzen sowie die Beseitigung von Außerplanschäden und Sachbeschädigungen. Im Anschluss an die Instandhaltungsarbeiten werden die Züge im Werk gereinigt.