Wo das Herz der S-Bahn schlägt
Die Betriebszentrale in Halensee feiert ihren 30. Geburtstag. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit.
Sechs schwarze Bildschirme, eingefasst in weißen Kästen. Davor ein riesiges Bedientablett, auf dem die Fahrdienstleiter den Computern vor ihnen Befehle geben.
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Seit 47 Jahren ist er bei der Bahn und hat die Geburtsstunde der Betriebszentrale in Halensee 1993 miterlebt. Was heute längst Normalität ist – ein Computer-Arbeitsplatz – war damals noch eine kleine Sensation.
Aus der Ferne ganz nah dran
Plötzlich kann der Zugverkehr auf einem Bildschirm aus der Ferne überwacht werden, statt durch das Fenster eines Bahnhof-Stellwerks. Andreas Prüfert sitzt nicht mehr vor Ort und schaut, ob die Gleise für die Züge frei sind – sondern ist kilometerweit weg.
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Die erste Strecke, für die er zusammen mit drei Kollegen in Halensee zuständig war, gehörte zur Stadtbahn und lag zwischen dem heutigen Hauptbahnhof und Westkreuz.
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823x rund um die Erde
Mit der wachsenden Metropole wächst auch die Betriebszentrale in Berlin-Halensee. Sie wird nach der Wende zum Herz des S-Bahn-Netzes. Mittlerweile sind hier 280 Mitarbeiter:innen im Einsatz. Insgesamt rollen in der Region fast 3.000 Fahrzeuge täglich über die Gleise – und legen so rund 33 Millionen Kilometer pro Jahr zurück: mehr als 823 Runden um die Erde.
Wer heute die Betriebszentrale betritt, dem leuchten aus Dutzenden Flachbildschirmen bunte Linien und Zeichen entgegen. Ein bisschen sieht es aus wie in einem futuristischen Cockpit.
Fluglotsen für die Schiene
Die Symbole stellen die Bewegungen der Züge dar: Mithilfe der elektronischen Stellwerkstechnik (ESTW) können die Fahrdienstleiter:innen in Halensee jede Zugbewegung, alle Bahnübergänge und sämtliche Weichenstellungen überwachen und steuern. Dabei stehen sie in ständigem Kontakt mit den Lokführer:innen in den S-Bahnen.
Leiter der Betriebszentrale
Läuft alles rund im Betrieb, ist es meist ganz ruhig in den Räumen der Betriebszentrale. Kommt es zu einer Störung, ist höchste Konzentration gefragt. „Dann musst du sofort zu 100 Prozent da sein und Entscheidungen treffen. Vorbereiten kann man sich darauf nicht“, so Mitarbeiter Denis Klar.
Warum es manchmal nicht weitergehen (kann)
Sind zum Beispiel Personen im Gleis, wird erstmal alles stillgelegt. Polizei und Rettungskräfte werden benachrichtigt. Manchmal sind es aber auch Tiere wie Schwäne oder Wildschweine, die den Verkehr zum Stocken bringen. Oder achtlos weggeworfene Gegenstände auf den Gleisen, vom E-Scooter bis zum Camping-Stuhl.
Gibt es einen technischen Defekt, rücken die mobilen Instandhalter:innen aus. Schließlich soll die Fahrt schnellstmöglich wieder weitergehen. Damit sich die Züge bei einer Störung nicht stauen, müssen die Disponent:innen notfalls Fahrzeuge umleiten oder sie aus dem Verkehr ziehen. „Genau für diese täglichen Herausforderungen sind die Mitarbeiter:innen ausgebildet und werden regelmäßig fortgebildet“, so Jens Hebbe.
Welche Strecke hält die Mitarbeiter:innen in Halensee besonders auf Trab? „Viel los ist meist auf der Ringbahn“, meint Denis Klar. In 60 Minuten umrunden die S-Bahnen auf der Strecke ohne Ende die City. „Da gibt es kaum zeitlichen Puffer bei Verspätungen oder Störungen.“
Neue Kolleg:innen dringend benötigt
In Zukunft werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Betriebszentrale noch mehr zu tun bekommen: Bis voraussichtlich Ende 2026 soll das komplette S-Bahnnetz von Halensee aus per Mausklick gesteuert werden. Dafür muss überall moderne Technik im Netz verbaut sein.
Leiter der Betriebszentrale Halensee