Gemeinsamer Kraftakt: Die ganz große Paketlösung für zwei S-Bahn-Klassiker
Zuverlässig in die Zukunft: S-Bahn-Werk Schöneweide macht Baureihen 480 und 485 fit für den Weiterbetrieb
Mit dem „50-Maßnahmen-Paket“ fit für die Zukunft
Neue S-Bahn-Züge für die Ringbahn sind bereits bestellt – eingesetzt werden die ersten Exemplare mit Beginn des Jahres 2021. Damit bis dahin alles rund läuft, bekommen die S-Bahn-Baureihen 480 und 485 einen umfassenden Zuverlässigkeits-Check. Ein „50-Maßnahmen-Paket“ macht die rot-gelben Klassiker fit für ihren weiteren Einsatz bis zum Jahr 2023. Diesen gemeinsamen Kraftakt sieht eine Vereinbarung der Länder Berlin und Brandenburg mit der S-Bahn Berlin vor, die Teil des ab Dezember geltenden neuen Verkehrsvertrags für das Teilnetz Ring/Südost ist.
Über einen Zeitraum von vier Jahren investieren die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs rund 150 Millionen Euro in die Ertüchtigung von 70 Viertelzügen der Baureihe 480 und 80 Viertelzügen der Baureihe 485. Sie folgen damit der Empfehlung eines gemeinsam von der Politik und der Bahn eingesetzten Expertenkreises, der bereits im Jahr 2013 die Stabilisierung der Fahrzeuge als technisch und finanziell sinnvoll bewertet hat. Die Arbeiten finden weitgehend im S-Bahn-eigenen Werk für schwere Instandhaltung in Berlin-Schöneweide statt.
Wenngleich erst mit den Neufahrzeugen eine höherwertige Ausstattung, inklusive Klimatisierung der Fahrgasträume und Videoüberwachung, zur Verfügung steht, betrachten die Partner die vereinbarte Übergangslösung dennoch als sinnvoll. Die zusätzlichen Kosten für das „50-Maßnahmen-Paket“ und die weitere Instandhaltung dieser Fahrzeuge werden durch die entsprechend spätere Inbetriebnahme von Neufahrzeugen mit ihren vergleichsweise hohen Beschaffungs- und Abschreibungskosten kompensiert.
Pragmatische Lösungen für technische Herausforderungen
Peter Buchner, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin, erklärt die Dimension der Paketlösung: „Wir haben 70 zusätzliche Handwerker an Bord geholt und vier Millionen Euro in die Modernisierung der Anlagen investiert. Jetzt gilt es, in der geplanten Zeit, mit ausreichenden Ressourcen, und für den Fahrgast ohne Einschränkungen diese Mammutaufgabe zu bewältigen.“
Tobias Fischer, Leiter Instandhaltung der S-Bahn Berlin und Chef im Werk Schöneweide, erklärt die Herausforderungen: „Wir haben alle kritischen Bauteile neu entwickelt. Damit arbeiten wir diese nicht nur auf, sondern ersetzen sie durch komplett neue Technik. Im Interesse unserer Fahrgäste wollen wir damit die größtmögliche Zuverlässigkeit unserer Züge erreichen.“
Unsichtbar – und dennoch wirksam
Das ambitionierte Ziel vor Augen, wurden fällige Hauptuntersuchungen vorgezogen und einzelne Stabilisierungsmaßnahmen aus dem „50-Maßnahmen-Paket“ in die betriebsnahe Instandhaltung integriert. Parallel begann die Fertigung von zu erneuernden Großkomponenten im Radsatz- und Antriebsbereich.
Für die Kunden der Berliner S-Bahn sind die meisten Ergebnisse aus dem „50-Maßnahmen-Paket“ für die Baureihen 480 und 485 kaum sichtbar, da sie im und unterhalb des Wagenkastens durchgeführt werden. Eine grundlegende Erneuerung der Fahrzeuge im Fahrgastraum ist aufgrund des überschaubaren weiteren Einsatzzeitraums nicht vorgesehen. Die Instandsetzung grundlegender Funktionen und erforderliche Schönheitsreparaturen werden im Rahmen der Hauptuntersuchung aber selbstverständlich durchgeführt.
Schulterschluss im Interesse der Fahrgäste
Jens-Holger Kirchner, Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erklärt: „Berlin wächst. Es ist richtig, alte S-Bahnwagen zu ertüchtigen, bis die neu bestellten Züge zur Verfügung stehen. Der öffentliche Nahverkehr muss mit dem Wachstum der Stadt mithalten. Wir brauchen ein noch besseres und attraktiveres Angebot bei Bus und Bahn, damit die Stadt nicht im Stau erstickt.“
Ines Jesse, Staatssekretärin im brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung sagte anlässlich des Pressetermins: „Für die Pendler aus Brandenburg ist es wichtig, dass die S-Bahn zuverlässig unterwegs ist. Die Ertüchtigung der älteren Baureihen sichert die Stabilität des Angebots, deshalb haben wir die technische Ertüchtigung der älteren Baureihen unterstützt.“
Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), sagt: „Wir haben gemeinsam ein bedeutendes und notwendiges Paket an technischen Maßnahmen geschnürt, so dass nach deren Umsetzung auch in den kommenden Jahren ein qualitativ hochwertiger S-Bahn Betrieb im Teilnetz Ring möglich ist. Mit den umfangreichen Investitionen in die älteren Bestandsfahrzeuge erwarten wir zudem deutlich spürbare Qualitätsverbesserungen für die Fahrgäste: Weniger Ausfälle und eine höhere Pünktlichkeit. Ein stabiler Betrieb ist der Garant für zuverlässige Verbindungen auf die die rund vier Millionen Menschen vertrauen, die täglich mit Bus und Bahn in Berlin und Brandenburg unterwegs sind.“
Einsatz bis Ende 2023 geplant
Noch bis Ende 2023 werden die rot-gelben Klassiker eingesetzt. Dann ist endgültig Schluss. Mit der Umrüstung der letzten Streckenabschnitte von der mechanischen Fahrsperre auf das neue elektronische Zugsicherungssystem S-Bahn (ZBS) endet die Einsatzzeit der letzten Altbaufahrzeuge der Baureihen 480 und 485.